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Samstag, 5. April 2014
Es kann nur Eine geben...
zerlina, 14:00h
Ingeborg Bachmann hat in ihrer „Hommage à Maria Callas“ geschrieben, die Jahrhundertsängerin sei „ein Geschöpf über das die Boulevardpresse zu schweigen hat“.
Leider hat die Boulevardpresse nicht über Maria Callas geschwiegen. Ihre – erfundenen oder tatsächlichen- Skandale füllten die Klatschspalten, ihre Absagen beschäftigten das italienische Parlament, von ihrer Beziehung zu Aristoteles Onassis und ihrem rapiden Gewichtsverlust wussten Menschen, die in ihrem ganzen Leben nie ein Opernhaus von Innen gesehen hatten, und selbst wer Traviata nicht von Tortellini unterscheiden konnte, kannte den Spitznamen den die Presse ihr verpasst hatte: „Die Tigerin“.
Bei all dem wurde oft und gerne unterschlagen, daß es sich bei Maria Callas, und wieder zitiere ich Ingeborg Bachmann, um die „einzige Person“ handelte „die rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat, um den Zuschauer unten erfrieren, leiden, zittern zu machen, sie war immer die Kunst, ach die Kunst, und sie war immer ein Mensch, immer die Ärmste, die Heimgesuchteste,
die Traviata.“
Maria Callas ist am 16. September 1977 in Paris an Herzversagen gestorben, sie war 54 Jahre alt. Bei ihrem Tod lag die Zeit ihrer größten künstlerischen Erfolge bereits mehr als 20 Jahre zurück. Wenige Jahre vor ihrem Tod hatte sie mit ihrem ehemaligen Bühnenpartner Giuseppe DiStefano eine Comeback-Tournee versucht, bei der sie stürmisch gefeiert wurde, der Jubel aber wohl mehr ihrer Lebensleistung denn ihrer stimmlichen Verfassung galt. Jürgen Kesting kommentierte diese herzzereißenden Aufnahmen, die erhalten geblieben sind, mit dem berührenden Ausspruch den Pauline Viardot beim ebenfalls problematischen Comebackversuch ihrer Kollegin Giuditta Pasta unter Tränen getan hat: „Es ist wie das Abendmahl Leonardos. Ein Wrack von einem Bild. Aber es ist das größte Bild der Welt“.
Seit Callas’ Tod sind nahezu 37 Jahre vergangen, seit ihren legendären Auftritten Mitte der 50er Jahre fast 60 Jahre. Generationen von Sängerinnen haben seither ihre Rollen gesungen, und sie haben sie gut gesungen, und doch ist Callas vielen auf ewig unvergesslich. Menschen die sie, wie ich, nie auf der Bühne erleben durften, die nur ihre Aufnahmen und die skandalös wenigen erhaltenen Filmmitschnitte ihrer Auftritte kennen, verehren sie als „die“ Violetta, „die“ Lucia, „die“ Norma und „die“ Tosca.
Wann immer ich „Vissi d’arte“, „Casta diva“ oder „Dite alle giovine“ höre, höre ich zwei Stimmen: die, die gerade singt, und die andere. Die Stimme in meinem Kopf und in meinem Herzen. Die „richtige“ Stimme, die Stimme von Maria Callas.
Obwohl Maria Callas in ihrer Glanzzeit die Gipfel der Gesangskunst erklommen hat, hatte sie nach herkömmlichen Maßstäben keine schöne Stimme, jemand hat sie einmal als „große hässliche Stimme“ bezeichnet. Und es stimmt: es gibt Momente, da klingt ihre Stimme grell, scharf, unsauber, sie flackert und scheint die Töne nicht zu treffen. Es gibt Momente, da scheinen mir die Schwächen dieser Stimme nicht mehr akzeptabel, aller dramatischen Kunst zum Trotz. Dann lausche ich anderen, schöneren, gefälligeren Stimmen, nur um immer wieder reumütig und sehnsuchtsvoll zu dieser unperfekten, verletzlichen, wunderbaren Stimme zurückzukehren.
Was ist das Geheimnis dieser Stimme, der Persönlichkeit die sich durch diese Stimme offenbart und die einen, wenn man ihr einmal verfallen ist, nie mehr loslässt?
Wieder hat Ingeborg Bachmann recht: Maria Callas läßt einen nicht los, weil selbst ihr Atemholen Musik ist, ihr Zögern ein Wort auszusprechen, ihre Pausen. Dafür nimmt man die schrillen Töne in Kauf, die gegen Ende ihrer Karriere immer häufiger wurden.
Maria Callas hat auf der Bühne nie gespielt, sie hat immer gelebt. Butterflys Tod, Violettas Opfer, Toscas Hass und Lucias glückseliger Wahnsinn waren immer blutiger Ernst, nie Abendunterhaltung für ein elegant gekleidetes Publikum.
Da ist die Resignation in Violettas Stimme wenn sie in "La Traviata" Alfredos Vater zustimmt: ihre Liebe hat keine Zukunft, Alfredo wird sie eines Tages hassen, weil sie eben doch nur ein leichtes Mädchen ist.
„È vero...è vero... Es ist wahr " Zwei Worte und der Tod ist beschlossene Sache. Niemand macht ihr das nach, und fast niemand ist so dumm, es zu versuchen...
Da ist das leichte fast unmerkliche Zögern vor dem Wort „pura“ in „Dite alla giovine“. Die Kurtisane verspricht, ihr Lebensglück zu opfern, um der Verlobung der reinen Schwester ihres Geliebten nicht im Wege zu stehen, und Callas zögert, als habe die Prostituierte Violetta Hemmungen das Wort „rein“ auszusprechen.
Da ist der Klang ihrer Stimme in „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“: eine Stimme, durchtränkt von Mondlicht. Mit dieser Stimme läßt Callas einen geweihten Hain um Mitternacht entstehen, allein mit dieser Stimme läßt sie uns das silberne Mondlicht sehen, in das die Szene auf der Bühne getaucht ist.
Vielleicht ist das ihr Geheimnis: Callas war eine große Schauspielerin, aber alles was sie dargestellt hat, war vorher schon in ihrer Stimme, so daß wir sie nicht vor uns zu sehen brauchen, wir hören ihre Bewegungen, ihre Gesten, ihr Lächeln und ihre Tränen in ihrem Gesang.
Und dann, 1958 in Paris, die große Tragödin, die heiter, schelmisch und kokett sein konnte, die „Tigerin“ die mit ihrem Image spielt und alle warnt: „Ich kann so zärtlich sein, doch wenn man mich verletzt werde ich wie eine Viper sein...“ Rosina in „Der Barbier von Sevilla“, eines der wenigen erhaltenen Filmdokumente:
http://www.youtube.com/watch?v=NuEmJZzuG9U
Zum Schluß “Tosca”: Toscas Gebet in der Mitte des zweiten Aktes, kurz vor dem Mord an Polizeichef Scarpia. „Vissi d’arte, vissi d’amore...Ich lebte für die Kunst, ich lebte für die Liebe, ich tat niemandem etwas Böses. Warum strafst du mich so hart?“.
http://www.youtube.com/watch?v=mcDp1CoEKOQ
„Es werden so viele unsinnig geweint, aber die Tränen, die der Callas gegolten - sie waren so sinnlos nicht. Sie war das letzte Märchen, die letzte Wirklichkeit, deren ein Zuhörer hofft teilhaftig zu werden.“
(Ingeborg Bachmann)

http://www.youtube.com/watch?v=lnbuwF9DDxA
Leider hat die Boulevardpresse nicht über Maria Callas geschwiegen. Ihre – erfundenen oder tatsächlichen- Skandale füllten die Klatschspalten, ihre Absagen beschäftigten das italienische Parlament, von ihrer Beziehung zu Aristoteles Onassis und ihrem rapiden Gewichtsverlust wussten Menschen, die in ihrem ganzen Leben nie ein Opernhaus von Innen gesehen hatten, und selbst wer Traviata nicht von Tortellini unterscheiden konnte, kannte den Spitznamen den die Presse ihr verpasst hatte: „Die Tigerin“.
Bei all dem wurde oft und gerne unterschlagen, daß es sich bei Maria Callas, und wieder zitiere ich Ingeborg Bachmann, um die „einzige Person“ handelte „die rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat, um den Zuschauer unten erfrieren, leiden, zittern zu machen, sie war immer die Kunst, ach die Kunst, und sie war immer ein Mensch, immer die Ärmste, die Heimgesuchteste,
die Traviata.“
Maria Callas ist am 16. September 1977 in Paris an Herzversagen gestorben, sie war 54 Jahre alt. Bei ihrem Tod lag die Zeit ihrer größten künstlerischen Erfolge bereits mehr als 20 Jahre zurück. Wenige Jahre vor ihrem Tod hatte sie mit ihrem ehemaligen Bühnenpartner Giuseppe DiStefano eine Comeback-Tournee versucht, bei der sie stürmisch gefeiert wurde, der Jubel aber wohl mehr ihrer Lebensleistung denn ihrer stimmlichen Verfassung galt. Jürgen Kesting kommentierte diese herzzereißenden Aufnahmen, die erhalten geblieben sind, mit dem berührenden Ausspruch den Pauline Viardot beim ebenfalls problematischen Comebackversuch ihrer Kollegin Giuditta Pasta unter Tränen getan hat: „Es ist wie das Abendmahl Leonardos. Ein Wrack von einem Bild. Aber es ist das größte Bild der Welt“.
Seit Callas’ Tod sind nahezu 37 Jahre vergangen, seit ihren legendären Auftritten Mitte der 50er Jahre fast 60 Jahre. Generationen von Sängerinnen haben seither ihre Rollen gesungen, und sie haben sie gut gesungen, und doch ist Callas vielen auf ewig unvergesslich. Menschen die sie, wie ich, nie auf der Bühne erleben durften, die nur ihre Aufnahmen und die skandalös wenigen erhaltenen Filmmitschnitte ihrer Auftritte kennen, verehren sie als „die“ Violetta, „die“ Lucia, „die“ Norma und „die“ Tosca.
Wann immer ich „Vissi d’arte“, „Casta diva“ oder „Dite alle giovine“ höre, höre ich zwei Stimmen: die, die gerade singt, und die andere. Die Stimme in meinem Kopf und in meinem Herzen. Die „richtige“ Stimme, die Stimme von Maria Callas.
Obwohl Maria Callas in ihrer Glanzzeit die Gipfel der Gesangskunst erklommen hat, hatte sie nach herkömmlichen Maßstäben keine schöne Stimme, jemand hat sie einmal als „große hässliche Stimme“ bezeichnet. Und es stimmt: es gibt Momente, da klingt ihre Stimme grell, scharf, unsauber, sie flackert und scheint die Töne nicht zu treffen. Es gibt Momente, da scheinen mir die Schwächen dieser Stimme nicht mehr akzeptabel, aller dramatischen Kunst zum Trotz. Dann lausche ich anderen, schöneren, gefälligeren Stimmen, nur um immer wieder reumütig und sehnsuchtsvoll zu dieser unperfekten, verletzlichen, wunderbaren Stimme zurückzukehren.
Was ist das Geheimnis dieser Stimme, der Persönlichkeit die sich durch diese Stimme offenbart und die einen, wenn man ihr einmal verfallen ist, nie mehr loslässt?
Wieder hat Ingeborg Bachmann recht: Maria Callas läßt einen nicht los, weil selbst ihr Atemholen Musik ist, ihr Zögern ein Wort auszusprechen, ihre Pausen. Dafür nimmt man die schrillen Töne in Kauf, die gegen Ende ihrer Karriere immer häufiger wurden.
Maria Callas hat auf der Bühne nie gespielt, sie hat immer gelebt. Butterflys Tod, Violettas Opfer, Toscas Hass und Lucias glückseliger Wahnsinn waren immer blutiger Ernst, nie Abendunterhaltung für ein elegant gekleidetes Publikum.
Da ist die Resignation in Violettas Stimme wenn sie in "La Traviata" Alfredos Vater zustimmt: ihre Liebe hat keine Zukunft, Alfredo wird sie eines Tages hassen, weil sie eben doch nur ein leichtes Mädchen ist.
„È vero...è vero... Es ist wahr " Zwei Worte und der Tod ist beschlossene Sache. Niemand macht ihr das nach, und fast niemand ist so dumm, es zu versuchen...
Da ist das leichte fast unmerkliche Zögern vor dem Wort „pura“ in „Dite alla giovine“. Die Kurtisane verspricht, ihr Lebensglück zu opfern, um der Verlobung der reinen Schwester ihres Geliebten nicht im Wege zu stehen, und Callas zögert, als habe die Prostituierte Violetta Hemmungen das Wort „rein“ auszusprechen.
Da ist der Klang ihrer Stimme in „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“: eine Stimme, durchtränkt von Mondlicht. Mit dieser Stimme läßt Callas einen geweihten Hain um Mitternacht entstehen, allein mit dieser Stimme läßt sie uns das silberne Mondlicht sehen, in das die Szene auf der Bühne getaucht ist.
Vielleicht ist das ihr Geheimnis: Callas war eine große Schauspielerin, aber alles was sie dargestellt hat, war vorher schon in ihrer Stimme, so daß wir sie nicht vor uns zu sehen brauchen, wir hören ihre Bewegungen, ihre Gesten, ihr Lächeln und ihre Tränen in ihrem Gesang.
Und dann, 1958 in Paris, die große Tragödin, die heiter, schelmisch und kokett sein konnte, die „Tigerin“ die mit ihrem Image spielt und alle warnt: „Ich kann so zärtlich sein, doch wenn man mich verletzt werde ich wie eine Viper sein...“ Rosina in „Der Barbier von Sevilla“, eines der wenigen erhaltenen Filmdokumente:
http://www.youtube.com/watch?v=NuEmJZzuG9U
Zum Schluß “Tosca”: Toscas Gebet in der Mitte des zweiten Aktes, kurz vor dem Mord an Polizeichef Scarpia. „Vissi d’arte, vissi d’amore...Ich lebte für die Kunst, ich lebte für die Liebe, ich tat niemandem etwas Böses. Warum strafst du mich so hart?“.
http://www.youtube.com/watch?v=mcDp1CoEKOQ
„Es werden so viele unsinnig geweint, aber die Tränen, die der Callas gegolten - sie waren so sinnlos nicht. Sie war das letzte Märchen, die letzte Wirklichkeit, deren ein Zuhörer hofft teilhaftig zu werden.“
(Ingeborg Bachmann)

http://www.youtube.com/watch?v=lnbuwF9DDxA
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Freitag, 4. April 2014
Early morning, april 4th...
zerlina, 22:57h
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Wenn einer im Taxi fährt...
zerlina, 20:26h
...kann es passieren, daß er zum Taxifahrer sagt "Halten sie mal ganz schnell an, ich muß mir das mal näher ansehen!"
Hab ich gemacht. Bitte schön, die schönste Magnolie, die ich je gesehen habe:


Hab ich gemacht. Bitte schön, die schönste Magnolie, die ich je gesehen habe:


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Mittwoch, 2. April 2014
Kindheit reloaded
zerlina, 09:18h
Es gibt diese Momente im Leben, in denen man sich seine Kindheit zurückwünscht. Vielleicht nicht die ganze Kindheit, und vielleicht nicht alles was damals passiert ist (wer braucht schon die Angst vor einem Blauen Brief oder den Besuch des Schulzahnarztes), aber doch das eine oder andere.
Manchmal geht es uns auch einfach nur schlecht, wir durchleben das, was Douglas Adams so schön den "langen dunklen Fünfuhrtee der Seele" nennt: diese Mischung aus Langeweile und depressiver Verstimmung. Der Liebste ist nicht da, oder es gibt nicht mal einen Liebsten der weg sein könnte, wir haben uns mit der besten Freundin gestritten und überhaupt ist einfach alles ganz schlimm.
Oder alles ist im Gegenteil ganz toll und wir schwelgen mit dem Liebsten oder der besten Freundin in Erinnerungen daran wie es war, damals als wir noch klein waren.
So oder so, beides ist der ideale Zeitpunkt für das Programm "Kindheit reloaded", das ganz ohne Internet und Computer funktioniert.
Wir tun einfach Dinge, die ganz selbstverständlich zu unserer Kindheit gehört haben, und die wir seit zehn, zwanzig oder dreißig Jahren nicht mehr gemacht haben :
Am Samstagabend um 19 Uhr mit viiieeel Schaum und Gummiente in die Badewanne gehen.
Danach im Bademantel vor den Fernseher setzen und "Raumschiff Enterprise" gucken. Oder "Das Haus am Eaton Place". Oder "Bonanza" Oder "Rauchende Colts". Oder "Unser Walter". Manches davon läuft immer mal wieder im Fernsehen (wenn auch leider nicht Samstags um 19.30), alles gibt es auf DVD.
Samstagnachmittags "Die Muppetshow" gucken, die Uhrzeit ist wichtig, denn die Muppetshow lief in unserer Kindheit immer am Samstagnachmittag und nicht Nachts um drei wenn man besoffen ist und nicht schlafen kann.
Eine Tüte Ahoi Brause kaufen und aufessen. Ganz Mutige schütten die ganze Tüte auf einmal in den Mund.
Im Hof oder auf der Straße Seilchen springen, und wenn jemand blöd guckt ganz laut "Teddybär, Teddybär dreh dich um" singen.
Straßenkreide kaufen und die ganze Straße bunt anmalen.
Mit einer Freundin Gummitwist spielen.
Hüpfkästchen spielen.
Zöpfe flechten oder binden und mit Original 70er-Jahre-Haarspangen zusammenhalten und den ganzen Tag tragen. Gelgentlich findet man diese alten Zopfspangen für teures Geld bei Ebay..
Kinderessen essen:
Schnitzel mit Pommes und Ketchup. Dazu Fanta.
Fischstäbchen.
Eine Packung Miracoli zubereiten und essen. Natürlich das Original-Miracoli mit Spaghetti, Tomatenmark, Parmesellokäse und der legendären Würzmischung.
Ein großes Glas Kaba trinken. Eiskalt aus dem Kühlschrank. Ja, auch das Bauchweh danach war Teil unserer Kindheit!
Einen Zeichenblock und Buntstifte kaufen und einfach drauflos malen. Ein Haus, einen Hund, eine Blumenwiese. Wir können das nicht und es ist kaum zu erkennen, was es sein soll? Das hat uns doch in unserer Kindheit auch nicht gestört.
Einen Wunschzettel an das Christkind schreiben.
Beim feuerroten, wunderschönen Sonnenuntergang nicht an verbotene Spiele mit Johnny Depp am Strand denken, sondern sagen "Oh, das Christkind backt Plätzchen!"
Ein Mickimausheft lesen.
Nach der Tageschau ins Bett gehen und mit der Taschenlampe unter der Bettdecke lesen.
Eine Flasche "Tosca" kaufen und in der Wohnung versprühen. So roch Mama immer wenn sie ins Theater gegangen ist. Oder Großtante Ursula wenn sie zu Besuch gekommen ist.
Ein Negerkussbrötchen essen. Und es auch Negerkussbrötchen nennen. Kein Mensch hat in unserer Kindheit "Schokoschaumkuss" gesagt und wir sind trotzdem nicht alle bei der NPD gelandet.
An einer Packung Wachsmalstifte riechen. Du bist sofort wieder 7 Jahre alt und im Klassenzimmer.
Auf der Strasse Steinchenfußball spielen.
Ein Abziehtatoo machen.
Kindersüßigkeiten essen:
Drei Musketiere (heißt heute "Curly Wurly", schmeckt aber genauso)
Leckmuscheln (niemand hat damals dreckig gegrinst... 8) )
Ufos aus Esspapier mit Brause drin.
Einen PEZ-Spender besorgen und ihn auch benutzen!
Zehn Cent in den Kaugummiautomaten stecken und die Kaugummis auch kauen!
Eine Packung Erfrischungsstäbchen essen. Ja, die ganze Packung auf einmal.
Caprisonne trinken.
Nach all den Anstrengungen um acht Uhr ins Bett gehen.

Bemerkung in eigener Sache: dieser Beitrag wurde vor längerer Zeit für ein anderes Forum geschrieben, aber ich erlaube mir, mich selber zu zitieren :-)
Manchmal geht es uns auch einfach nur schlecht, wir durchleben das, was Douglas Adams so schön den "langen dunklen Fünfuhrtee der Seele" nennt: diese Mischung aus Langeweile und depressiver Verstimmung. Der Liebste ist nicht da, oder es gibt nicht mal einen Liebsten der weg sein könnte, wir haben uns mit der besten Freundin gestritten und überhaupt ist einfach alles ganz schlimm.
Oder alles ist im Gegenteil ganz toll und wir schwelgen mit dem Liebsten oder der besten Freundin in Erinnerungen daran wie es war, damals als wir noch klein waren.
So oder so, beides ist der ideale Zeitpunkt für das Programm "Kindheit reloaded", das ganz ohne Internet und Computer funktioniert.
Wir tun einfach Dinge, die ganz selbstverständlich zu unserer Kindheit gehört haben, und die wir seit zehn, zwanzig oder dreißig Jahren nicht mehr gemacht haben :
Am Samstagabend um 19 Uhr mit viiieeel Schaum und Gummiente in die Badewanne gehen.
Danach im Bademantel vor den Fernseher setzen und "Raumschiff Enterprise" gucken. Oder "Das Haus am Eaton Place". Oder "Bonanza" Oder "Rauchende Colts". Oder "Unser Walter". Manches davon läuft immer mal wieder im Fernsehen (wenn auch leider nicht Samstags um 19.30), alles gibt es auf DVD.
Samstagnachmittags "Die Muppetshow" gucken, die Uhrzeit ist wichtig, denn die Muppetshow lief in unserer Kindheit immer am Samstagnachmittag und nicht Nachts um drei wenn man besoffen ist und nicht schlafen kann.
Eine Tüte Ahoi Brause kaufen und aufessen. Ganz Mutige schütten die ganze Tüte auf einmal in den Mund.
Im Hof oder auf der Straße Seilchen springen, und wenn jemand blöd guckt ganz laut "Teddybär, Teddybär dreh dich um" singen.
Straßenkreide kaufen und die ganze Straße bunt anmalen.
Mit einer Freundin Gummitwist spielen.
Hüpfkästchen spielen.
Zöpfe flechten oder binden und mit Original 70er-Jahre-Haarspangen zusammenhalten und den ganzen Tag tragen. Gelgentlich findet man diese alten Zopfspangen für teures Geld bei Ebay..
Kinderessen essen:
Schnitzel mit Pommes und Ketchup. Dazu Fanta.
Fischstäbchen.
Eine Packung Miracoli zubereiten und essen. Natürlich das Original-Miracoli mit Spaghetti, Tomatenmark, Parmesellokäse und der legendären Würzmischung.
Ein großes Glas Kaba trinken. Eiskalt aus dem Kühlschrank. Ja, auch das Bauchweh danach war Teil unserer Kindheit!
Einen Zeichenblock und Buntstifte kaufen und einfach drauflos malen. Ein Haus, einen Hund, eine Blumenwiese. Wir können das nicht und es ist kaum zu erkennen, was es sein soll? Das hat uns doch in unserer Kindheit auch nicht gestört.
Einen Wunschzettel an das Christkind schreiben.
Beim feuerroten, wunderschönen Sonnenuntergang nicht an verbotene Spiele mit Johnny Depp am Strand denken, sondern sagen "Oh, das Christkind backt Plätzchen!"
Ein Mickimausheft lesen.
Nach der Tageschau ins Bett gehen und mit der Taschenlampe unter der Bettdecke lesen.
Eine Flasche "Tosca" kaufen und in der Wohnung versprühen. So roch Mama immer wenn sie ins Theater gegangen ist. Oder Großtante Ursula wenn sie zu Besuch gekommen ist.
Ein Negerkussbrötchen essen. Und es auch Negerkussbrötchen nennen. Kein Mensch hat in unserer Kindheit "Schokoschaumkuss" gesagt und wir sind trotzdem nicht alle bei der NPD gelandet.
An einer Packung Wachsmalstifte riechen. Du bist sofort wieder 7 Jahre alt und im Klassenzimmer.
Auf der Strasse Steinchenfußball spielen.
Ein Abziehtatoo machen.
Kindersüßigkeiten essen:
Drei Musketiere (heißt heute "Curly Wurly", schmeckt aber genauso)
Leckmuscheln (niemand hat damals dreckig gegrinst... 8) )
Ufos aus Esspapier mit Brause drin.
Einen PEZ-Spender besorgen und ihn auch benutzen!
Zehn Cent in den Kaugummiautomaten stecken und die Kaugummis auch kauen!
Eine Packung Erfrischungsstäbchen essen. Ja, die ganze Packung auf einmal.
Caprisonne trinken.
Nach all den Anstrengungen um acht Uhr ins Bett gehen.

Bemerkung in eigener Sache: dieser Beitrag wurde vor längerer Zeit für ein anderes Forum geschrieben, aber ich erlaube mir, mich selber zu zitieren :-)
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