Freitag, 9. Juni 2017
Last night I had the strangest dream...
Ich stehe mit dem Auto im Stau.
Ich habe doch überhaupt kein Auto. Wieso stehe ich mit dem Auto im Stau? Egal. Ich stehe mit dem Auto im Stau. Das Autoradio läuft. Da kommt die Nachricht: Donald Trump erklärt seinen Rücktritt.
Der Verkehr kommt endgültig zum erliegen. Menschen steigen aus ihren Wagen, erzählen die Nachricht weiter. Wildfremde liegen sich weinend in den Armen. Dann werde ich wach.
Das habe ich, und das kann man mir nun glauben oder nicht, genauso heute Nacht geträumt. Ich posaune meine Träume nicht im Internet aus, aber in diesem Fall wollte ich dann doch mal eine Ausnahme machen.

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Sonntag, 4. Juni 2017
Nennt bitte nicht schon wieder die Namen!
Es gibt Menschen, die sich bis heute weigern, den Namen des Mannes auszusprechen der im Dezember 1980 John Lennon erschossen hat. Sie tun das, weil der Täter als Motiv unter anderem angegeben haben soll, er habe seinen Namen für immer mit dem des Musikers verknüpfen wollen. Sie nennen den Täter daher nur "der Mann, der John Lennon erschossen hat". Wenn nicht gerade ein Prominenter Ziel des Anschlags war, kennt niemand die Namen der Opfer. Niemand kennt die Namen der Verletzten und Traumatisierten. Niemand kennt die Namen der Trauernden. Jeder kennt die Namen der Täter.
Wir sollten ihnen nicht den Gefallen tun zu wissen, daß ihre Namen Abend für Abend in den Nachrichten genannt, daß sie Morgen für Morgen auf den Titelseiten zu lesen sein werden.
Und da diese Leute ihre Verbrechen ja so gerne religiös begründen: Theologie kann ich auch.
Bei Jesaja heißt es "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!"
Ihr habt es nicht verdient, daß man euch bei bei euren Namen ruft.

https://www.youtube.com/watch?v=J8rSM3K13Ko

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Donnerstag, 1. Juni 2017
Vote! Duca!
Befragt nach den drei schönsten Geräuschen der Welt antwortet George Bailey im Weihnachtsklassiker „Ist das Leben nicht schön?“ „Das Pfeifen einer Lokomotive, das Tuten eines Dampfers, der Propeller eines Flugzeug“, denn George will raus aus dem Kaff in dem er geboren ist. Meine Antwort wäre nach wie vor „Das Knallen eines Sektkorkens, das Schnurren einer Katze, das Stimmen eines Orchesters kurz vor Beginn der Vorstellung“.
Vor wenigen Tagen hatte ich wieder einmal die Gelegenheit, dieses letzte Lieblingsgeräusch zu hören, und danach jede Menge andere Töne, die als Geräusch zu bezeichnen eine große Frechheit wäre die an Wilhelm Busch erinnert.
Die Wuppertaler Bühnen spielen im Opernhaus derzeit eine vielbeachtete und hochgelobte Inszenierung von Giuseppe Verdis „Rigoletto“.
Wer das Stück kennt weiß worum es geht, wer nicht, dem sei es hier verraten: Rigoletto ist Hofnarr am Hofe eines promisken Herzogs im Städtchen Mantua. Bei seinem Brotgeber ob seiner Lästerzunge und seiner Komplizenschaft beliebt, bei den Höflingen aus den gleichen Gründen verhasst, hütet Rigoletto ängstlich sein größtes Geheimnis: er ist Vater einer (natürlich) wunderschönen Tochter mit Namen Gilda die er ängstlich verbirgt. Er weiß, daß auch sie vor dem unersättlichen sexuellen Appetit des Herzogs nicht sicher wäre. Das Geheimbnis fliegt natürlich auf und Gilda landet im Bett des Herzogs, der sie kurz darauf schon wieder vergessen hat. Der erzürnte Vater schmiedet einen Mordplan. Die Tochter kommt dahinter, opfert sich für den untreuen Schurken den sie immer noch liebt und stirbt in den Armen ihres verzweifelten Vaters, der Herzog wird vermutlich nie davon erfahren.
Vorhang, Blumen, Schlußapplaus.

Regisseur Timofej Kuljabin verlegt das Stück in die Gegenwart. Das ist heute ausgesprochen üblich, gelingt aber nur selten so gut wie hier. Aus dem Renaissanceherzogtum Mantua wird ein fiktiver osteuropäischer Kleinstaat, der Herzog, im Italienischen Original „Duca“, ein soeben gewählter macht- und sexgeiler Politiker der sein Land in die Diktatur führen wird und der optisch mehr als nur ein bißchen an Nordkoreas Kim Jong-un, den Mann mit der schrecklichen Frisur erinnert. Rigoletto ist kein Hofnarr sondern ein mit allen Wasser gewaschener Medienstar mit eigener Politshow und Steigbügelhalter für den jungen Diktaor. Seine Tochter Gilda fristet ihr Leben in derb geschlossen Abteilung einer Psychatrie und nein: die so oft strapazierte Verlegung einer Opernszene in die Klapse ist hier keine Regiewillkür, sondern schlüssig, zu Herzen gehend und, wenn man näher darüber nachdenkt, die einzig logische Erklärung für Gildas sich durch das ganze Stück ziehende naive Kindlichkeit.
Der Schluß der Oper, den man doch zu kennen glaubt, läßt einen fassungslos und schockiert zurück und wird noch lange nachwirken. Da die Partien, bin in die kleinsten Nebenrollen gut bis herausragen (Ralitsa Ralinova als Gilda und der überragende Pavel Yankovsky in der Titelrolle) besetzt sind, ist das ein Abend, der sich auch musikalisch an allen großen Opernhäusern dieser Welt hören lassen könnte. Ich bin aber froh, daß er hier zu hören ist und nicht woanders.
Ein Abend, der mich sehr dankbar zurückgelassen und mir wieder einmal verdeutlicht hat, warum ich lieber in die Oper als ins Fußballstadion gehe.
Da Ehre bekommen soll, wem Ehre gebührt, die Besetzung der besuchten Vorstellung:
Herzog von Mantua: Sangmin Jeon
Rigoletto: Pavel Yankovsky
Gilda: Ralitsa Ralinova
Monterone: Lucia Lucas
Ceprano: Oliver Picker
Marullo: Simon Stricker
Borsa: Mark Bowman-Hester
Sparafucile: Sebastian Campione
Maddalena. Catriona Morison
Opernchor der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal
Dir.: Johannes Pell
P.S:
Und ja: da steht im Programmheft wirklich Lucia Lucas, dabei ist der fluchende Monterone nach wie vor ein Kerl, wie sich das gehört.
P.P.S.:
Habe ich erwähnt, daß ich den Wuppertaler Opernchor schon sehr lange sehr liebe? Nein? Okay: ich liebe den Wuppertaler Opernchor sehr, und das schon sehr lange.
Und jetzt weg vom PC und rein ins Theater.



Trailer: http://www.wuppertaler-buehnen.de/wuppertaler-buehnen/spielplan/detailansicht-auffuehrung/?tx_wbfe_pi1%5Bperformance%5D=1107

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